Forschung
Forschungsschwerpunkte
Geschlechterverhältnisse und Diversität auf dem Arbeitsmarkt und in Organisationen
Gender in MINT
Queere, Trans*, Inter* und Nicht-binäre Studien
Anti-Diskriminierung und Intersektionalität
Gender und Diversität in Gesundheit/Mental Health
Wissenschafts- und Objektivitätskritik
Insgesamt lässt sich meine Forschung in der Geschlechtersoziologie und den Gender Studies verorten. Gender und Diversität stehen stets im Zentrum meiner Betrachtung. Zentral ist mir die Analyse und Erklärung von Ungleichheiten und Diskriminierungen im Alltag, auf dem Arbeitsmarkt, in Organisationen und in der Wissenschaft und Medizin. Meine Forschung verbindet normativitätskritische Perspektiven auf Alltagserfahrungen mit Analysen von gesellschaftlichen Strukturen und Prozessen.
Eigene Forschungsprojekte
Intersektionale Analyse von wissenschaftlichen Laufbahnen
Laufend, 2023-2026: Intersektionale Analyse von wissenschaftlichen Laufbahnen im Projekt „Attitudes toward Diversity, Objectivity and Meritocracy in Science (ADOMiS): Multiple barriers to academic excellence” (ZtG Humboldt-Universität, Leitung: Prof. Mirjam Fischer)
Bisher werden in Deutschland klassenspezifische und rassistische Selektionsfaktoren, die entscheidend sind für wissenschaftliche Laufbahnen, noch kaum berücksichtigt (Möller 2015; Laufenberg et al 2018), was auch hinsichtlich auf Mental Health eine wichtige Rolle spielt (Zimmer et al 2021). Darüber hinaus gibt es aktuell kaum Grunddaten über Wissenschaftler*innen an deutschen Universitäten, die weitere Diskriminierungsachsen wie race oder sexuelle Identität erfassen. Unterrepräsentiert in der deutschen Wissenschaftslandschaft sind z.B. Schwarze, (post-)migrantische, trans* und inter* Wissenschaftler*innen, Wissenschaftler*innen of Color und aus hochschulfernen sozialen Klassen (El-Mafaalani 2012; Gutiérrez Rodríguez et al. 2016; Heitzmann 2019; Ha et al. 2018; Lind et al 2008). Der intersektionale Blick (Crenshaw) zeigt, dass sich Differenzkategorien verstärken können, bisher liegen entsprechende Daten jedoch nur für Studierende vor (Röwert et al 2017). Soziale Ungleichheit unter Forschenden ist vor allem für die Differenzkategorie Geschlecht erforscht.
Meine aktuelle Arbeit zielt darauf ab, Ungleichheiten von Laufbahnmustern zu identifizieren und Diskriminierungen in wissenschaftlichen Laufbahnen zu untersuchen. Das Hauptziel besteht darin, ein intersektionales Verständnis davon zu entwickeln, welche Forschenden erfolgreich in der Wissenschaft sind, wie sich Laufbahnen nach Differenzkategorien unterscheiden und welche strukturellen, sozialen und individuellen Barrieren die Laufbahnentwicklung beeinflussen können. Welche Ungleichheitsmuster zeigen wissenschaftliche Laufbahnen von Forschenden und welche Einflussfaktoren sowie Mehrfachbarrieren wirken? Diese Fragen werden zunächst durch eine quantitative Onlineerhebung von Wissenschaftler*innen in Berlin beantwortet.
Projektevaluation MINToring zur Förderung von Mädchen in MINT an der Universität
Laufend: 2021-2024: Projektevaluation MINToring zur Förderung von Mädchen in MINT an der Universität (durchgeführt für Freie Universität Berlin, Team Zentrale Frauenbeauftragte, Leitung: Dr. Corinna Tomberger Förderung: ProfProg III, BMBF)
Das MINToring-Programm wird einer wissenschaftlichen Evaluation unterzogen, um seine Effektivität zu analysieren, zu verbessern und die Projektsteuerung bei der nachhaltigen Implementierung des Projektes in die Universitätsstrukturen zu unterstützen. Die Evaluation untersucht die Programmorganisation, -durchführung und interne sowie externe Kooperationen. Zudem umfasst sie die Zufriedenheit der Schülerinnen, ihre wahrgenommene Selbstwirksamkeit und ihr fachliches Selbstkonzept. Die Ergebnisse werden kontinuierlich genutzt, um das Programm, die Programmkoordination und Zusammenarbeit mit den beteiligten Fachbereichen zu verbessern. Die Evaluation untersucht auch, ob die Kooperation von Wissenschaftler*innen und Arbeitsgruppen zur Förderung von Geschlechtergerechtigkeit in Fachkulturen beitragen kann. Das Forschungsdesign kombiniert qualitative und quantitative Methoden, einschließlich Onlinebefragungen aller Teilnehmerinnen sowie Dokumentenanalysen und Leitfadeninterviews mit Schülerinnen und Projektbeteiligten.
Queere Räume. Handlungsfähigkeit, Affekte und Praktiken von Un_Bestimmtheit prekärer Subjekte
Dissertation [publiziert 2023]: Queere Räume. Handlungsfähigkeit, Affekte und Praktiken von Un_Bestimmtheit prekärer Subjekte
Meine Dissertation ging mit einer empirischen Feldstudie (Teilnehmende Beobachtung, Interviews) der Frage nach, wie Handlungsfähigkeit in Praktiken in queeren Räumen hergestellt wird. Von Interesse ist hierbei Handlungsfähigkeit ‚nach der Subjektkritik‘, womit an feministische und post/dekoloniale Kritiken an der Vorstellung eines autonomen, weißen, männlichen, westliche, bürgerlichen Subjekt angeschlossen wird. Um diese Frage zu beantworten wird ein Feld befragt, das es sich selbst zum Ziel setzt, Identitäts- und Subjektkritik zu leben. Mit einem performativen, relational-neu-materialistischem Verständnis von Handlungsfähigkeit im Anschluss an Karen Barad werden Praktiken von Un_Bestimmtheit befragt. Dabei handelt es sich um Praktiken, die aus nicht intelligiblen Subjektpositionen ergehen, damit umgehen oder Un_Bestimmtheit nutzen. Letztendlich geht es um die Frage: wie entstehen Erweiterungen von Möglichkeiten queerer Lebensweisen durch Praktiken besonders prekärer Subjekte? Die queere Raum- und Affektproduktion zeigt sich hierbei als sehr zentral. Es konnte zwischen verschiedenen Arten von Handlungsfähigkeit unterschieden werden, die mit einander interferieren: die gefühlte, kollektive und affektive Handlungsfähigkeit.
Quantitatives Projektmonitoring des ESF-Programms rückenwind+ zur Evaluation der beteiligten Projekte
2018 – 2021: Quantitatives Projektmonitoring des ESF-Programms rückenwind+ zur Evaluation der beteiligten Projekte (durchgeführt für SowiTra, Institut für Sozialwissenschaftlichen Transfer
Zweimal jährlich erhob ich Daten zur Projektsituation mittels einer quantitative Onlineerhebung der teilnehmenden Projekte und wertete sie deskriptiv aus. Dieses Monitoring war eng mit den Bedarfen der Regiestelle abgestimmt. Die Ergebnisse bewerten die Durchführung und unterstützten die Projektsteuerung.
Das ESF-Programm rückenwind+ ist ein Förderprogramm für soziale Berufs- und Arbeitsfelder (z.B. Pflege) zur Sicherung des Fachkräftebedarf, das aktuell unter rückenwind3 weitergeführt wird. Gefördert werden Modellvorhaben der Personal- und Organisationsentwicklung und des Kulturwandels in gemeinnützigen Organisationen und Unternehmen der Sozialwirtschaft. Im Fokus liegt die Personalentwicklung (Verbesserung der Anpassungs- und Beschäftigungsfähigkeit) sowie die Organisationsentwicklung (Verbesserung der Demografie-Festigkeit sozialwirtschaftlicher Unternehmen). Umgesetzt wurde das Programm in enger Partnerschaft des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e.V. (BAGFW). Zielgruppe waren gemeinnützige Einrichtungen, Dienste und Verbände.
Queer im Alter
2020 – 2021: Queer im Alter (Projekt der AWO, selbst eingeworben, durchgeführt für SowiTra, Institut für Sozialwissenschaftlichen Transfer)
Begleitung und Evaluation des Modellprojekts zur Öffnung der Altenhilfeeinrichtungen der AWO für die Zielgruppe LSBTI.
Im Alter sind LSBTI aus dieser Generation aufgrund geringerer familiärer Unterstützung bzw. höherer Kinderlosigkeit stärker auf professionelle Einrichtungen der Altenhilfe angewiesen. Gleichzeitig ziehen sie sich nach häufig in Pflegeheimen zurück oder bleiben gar als LSBTI unsichtbar, da die eigene Identität aus Angst vor erneuter Zurückweisung nicht selten verborgen gehalten wird. Eine an der Biografie ausgerichtete Langzeitpflege und Betreuung ist in diesem Fall kaum möglich. Das Modellprojekt der AWO schließt hier an und entwickelt ein Musterkonzept von Fortbildungen, Coachings und Praxisbegleitung. Mithilfe von qualitativen Interviews von Projektbeteiligten evaluierte ich das Musterkonzept, (inkl. organisatorische Prozesse, Arbeitsteilung, Implementierung der Fortbildungsinhalte) und entwarf Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung auf organisationaler sowie Handlungsebene. Das Praxishandbuch gibt es hier.
Mädchenbilder - Handwerksrollen: Images und geschlechtergerechte Ansprache in ländlichen Räumen
2013 – 2014: MäHR: Mädchenbilder – Handwerksrollen: Images und geschlechtergerechte Ansprache in ländlichen Räumen (durchgeführt für SowiTra, Institut für Sozialwissenschaftlichen Transfer)
Mit diesem Projekt untersuchte ich die Darstellung von Handwerks- und Agrarberufen dahingehend, ob Mädchen dargestellt werden und wenn ja, wie: Gelingt es in Internetauftritten und in Informationsmaterialien für Jugendliche Ausbildungsberufe im Handwerk und in der Landwirtschaft zeitgemäß und jenseits der überlieferten Rollenklischees darzustellen? Durchgeführt wurde die Studie mittels einer seriellen Fotoanalyse (Mitzner/Pilarcyk) Hierzu wurden Images von Personen auf betrieblicher Internetseiten sowie Informationsmaterialien analysiert. Entwickelt wurde eine Systematik von Bildmaterial anhand derer sich die Ansprache von Mädchen verbessern lässt.
Die Studie wurde als Werkvertrag für SowiTra durchgeführt. Die Ergebnisse meiner Studie dienten als Basis für folgende Veröffentlichungen: Mädchenbilder im Handwerk und Mädchenbilder – Handwerksrollen.